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Der deutsche Schweinemarkt im Oktober - Preisverfall setzt Mäster unter Druck

Kurzfristig bleibt das Bild verhalten. Mittelfristig schafft ein kleineres Lebendangebot die Voraussetzung dafür, dass sich die Preise zumindest halten.

Schweinepreis in Deutschland - VEZG - Schlachtkörper 57%
Schweinepreis in Deutschland - VEZG - Schlachtkörper 57%

Der Oktober hat den deutschen Schweinemarkt kräftig durchgeschüttelt und sich am Ende auf dem niedrigen Niveau stabilisiert. Zu Monatsbeginn stand die Notierung noch auf einem Plateau von 1,85 €, getragen von der Erwartung, dass Angebot und Nachfrage in ruhigerem Fahrwasser bleiben würden. Dann kippte die Stimmung plötzlich. Innerhalb weniger Tage rutschte die Notierung auf 1,70 € ab und markierte damit einen harten Bruch im Markt. Auslöser waren ein aufgestautes Lebendangebot nach dem Feiertag, eine verhaltene Nachfrage der Schlachtbetriebe und der Druck aus dem europäischen Umfeld. Große Unternehmen verwiesen auf ihre Margen und das nun schwächere Preisgefüge im Binnenmarkt. Genau diese Mischung aus zusätzlicher Ware und zögerlichem Absatz trug die Korrektur in den Markt.

Nach dem Rutsch verlagerte sich die Situation Schritt für Schritt in eine ausgeglichene Richtung. Zum Monatsende beschreiben die Berichte ein zunehmend geordnetes Bild, in dem angebotene Stückzahlen und Schlachtkapazitäten wieder zueinander fanden. Die Notierungen verharrten auf dem abgesenkten Niveau, nur vereinzelt tauchten festere Tendenzen auf. Der Markt wirkte nicht heiter, aber beherrschbar. Besonders deutlich war die Botschaft: Die Branche brauchte nach dem Schreckmoment vor allem Zeit, um Überhänge abzubauen und die Warenströme neu zu sortieren.

Auch die Sauen kamen im Oktober unter Druck. Schlachtunternehmen meldeten reichlich Ware in der Verarbeitung und setzten eigene Auszahlungspreise nach unten. Diese Anpassungen verstärkten das Gefühl eines Marktes, der nicht allein an der Front der Mastschweine kämpft, sondern in der gesamten Kette nach Balance sucht. Gleichzeitig fielen Ferkelnotierungen spürbar, weil eine ruhige Nachfrage auf ein breites Angebot traf. Für Mäster bedeutete das zwar günstigere Zukaufsignale, für die Erzeugerstufe aber eine weitere Belastung.

Politisch war der Monat alles andere als leise. Eine Allianz aus Verbänden legte ein Gesamtkonzept zur Novellierung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes vor und stieß damit auf breite Zustimmung. Der Kern des Papiers sind fünf Säulen, die zusammen gedacht werden sollen. Bestehende privatwirtschaftliche Systeme nutzen, die Kennzeichnung auf den Außer-Haus-Verzehr erweitern (auch in Restaurants soll die Haltungsstufe gekennzeichnet sein), importierte Ware einbeziehen, klare gesetzliche Begrifflichkeiten verankern und ein vollständiges Downgrading ermöglichen. Die Botschaft dahinter ist klar. Anstatt neue Strukturen aufzubauen, soll auf Bewährtes gesetzt werden, um Tempo, Akzeptanz und Praxistauglichkeit zu sichern. Zugleich wurde deutlich gemacht, dass die bisherige Variante des Gesetzes nicht einfach zum anvisierten Termin starten darf.

Für Planungssicherheit sorgte zudem das Signal aus Berlin, die Antragsfrist im Bundesprogramm Umbau der Tierhaltung zu verlängern. Das verschafft vor allem Betrieben mit laufender Umbauplanung etwas Luft, ersetzt aber nicht die Forderung nach zügigen Anschlussprogrammen in den Ländern. Gerade Sauenhalter brauchen verlässliche Brücken, damit Investitionen nicht im Verwaltungsnebel hängen bleiben. Genau das mahnen Branchenstimmen an.

Strukturell blieb der Markt in Bewegung. Nach dem Rückzug von Vion aus dem deutschen Schlachtgeschäft verdichteten sich Hinweise auf weitere Verschiebungen. So wird in Weißenfels eine zweite Schicht vorbereitet, während der Standort Perleberg vom Markt verschwindet. Für viele Erzeuger in Ostdeutschland heißt das weniger Auswahl bei den Abnehmern und weitere Wege zur Schlachtstätte. Kapazitäten lassen sich zwar verlagern, doch die Konzentration nimmt spürbar zu und verändert die Landkarte der Vermarktung.

International prägten zwei Kräfte das Bild. Vor allem dämpften die chinesischen Strafzölle die Ausfuhren aus Europa, was zusätzlichen Druck auf den EU-Fleischmarkt brachte und in mehreren Ländern zu sinkenden oder stagnierenden Notierungen führte. Spanien fiel hier besonders ins Auge. Andererseits kam ein positiver Impuls aus Asien. Ende Oktober öffnete Südkorea seinen Markt wieder für deutsches Schweinefleisch. Das Land ist für bestimmte Teilstücke ein wichtiger Abnehmer, und die Branche atmete spürbar auf. Die Kombination aus gebremster Dynamik Richtung China und neuen Optionen in Südkorea beschreibt die Lage treffend. Sie ist nicht glanzvoll, aber sie bietet wieder Anknüpfungspunkte.

Was bedeutet das für den Ausblick?

Vieles spricht dafür, dass das Angebot an schlachtreifen Tieren in den kommenden Wochen gedämpft bleibt. Die in diesem Jahr geringeren Ferkel-Importe wirken nach und können die saisonale Ausweitung des Angebots abmildern. Damit steigt die Chance, dass das niedrigere Preisniveau nicht zu einer neuen Rutschfahrt wird, sondern zur Basis für eine allmähliche Stabilisierung. Auf der Nachfrageseite hängt viel davon ab, wie sich der Fleischverkauf ins Jahresende entwickelt und ob die frische Ware im Handel schneller abgenommen wird. Rückenwind könnte von Exporten nach Südkorea kommen, die vor allem den Markt für Schweinebäuche entlasten. Gleichzeitig bleibt der europäische Markt gut versorgt. Der Oktober hat gezeigt, wie schnell Stimmungen kippen, aber auch, wie rasch sich die Kette wieder sortieren kann. Kurzfristig bleibt das Bild verhalten. Mittelfristig schafft ein kleineres Lebendangebot die Voraussetzung dafür, dass sich die Preise zumindest halten.

Der Markt ist nicht frei von Risiken. Er ist aber wieder stabilisierter als zur Monatsmitte. Alles in allem war der Oktober ein Lehrstück in Sachen Nervenstärke. Erst der laute Knall, dann das langsame Durchatmen. Wer in Deutschland Schweine vermarktet, blickt nun auf einen November, der keine Wunder verspricht, aber Chancen auf Stabilität, vor allem mit der Hoffnung auf vermehrte Exporte nach Südkorea. Trotzdem: Auch wenn Deutschland nicht direkt von den Anti-Dumping-Zöllen betroffen ist, da eine Ausfuhr aufgrund von ASP nach China sowieso nicht erlaubt ist, scheint es allerdings vorerst unwahrscheinlich, dass der gewaltige Druck aus dem EU-Markt verschwindet.

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