Wir sind am Ende unserer Artikelserie über die Impfstoffhandhabung angekommen. Wir haben versucht, alle relevanten Aspekte anzusprechen, die dafür sorgen sollen, dass diese Impfstoffe unser System optimal unterstützen. Zum Abschluss dieser Serie möchten wir jedoch auf die Frage eingehen, warum manchmal von „Impfversagen“ die Rede ist oder es Fälle gibt, in denen unklar ist, ob die Impfstoffe vollständig oder auch nur teilweise wirken.
Wenn es so weit kommt, wird die Ursache oft dem Impfstoff selbst bzw. dem vermeintlichen Versagen des von ihm erzeugten Impfschutzes zugeschrieben. Doch in vielen Fällen liegt sie vielmehr in einer unsachgemäßen Anwendung oder Handhabung des Impfstoffs.

Hauptursachen für Impfversagen
DIAGNOSE
Eine falsche Diagnose führt dazu, dass wir falsche Entscheidungen treffen. Man darf nicht vergessen, dass der Nachweis eines Erregers nicht zwangsläufig bedeutet, dass dieser auch für das beobachtete klinische Problem verantwortlich ist.
Die Auswahl des richtigen Impfstoffs gegen den tatsächlichen Krankheitserreger ist entscheidend dafür, dass wir das klinische Problem erfolgreich behandeln können.
Auch das Impfziel spielt eine zentrale Rolle:
- Wenn wir eine Herdenimmunität erreichen wollen, setzen wir auf eine flächendeckende Impfung, um die horizontale Übertragung zu reduzieren.
- Um Ferkel zu immunisieren und die vertikale Übertragung der Krankheit zu verringern, impfen wir altersabhängig und in bestimmten Produktionsabschnitten.
ZEITPUNKT DER VERABREICHUNG
Es ist von entscheidender Bedeutung, die Dynamik von im Bestand auftretenden Krankheiten zu verstehen und zu kontrollieren – und diese ist in jedem Betrieb unterschiedlich. Daher muss sie überwacht werden, um den richtigen Zeitpunkt für die Impfung zu wählen, sodass die Immunität aufgebaut werden kann, bevor die Tiere mit dem/den Erreger(n) in Kontakt kommen, damit die Impfung auch wirksam ist. Mögliche Probleme in diesem Zusammenhang sind:
- Die Impfung erfolgt zu kurz vor dem Krankheitsausbruch oder zu spät.
- Werden Ferkel zu früh geimpft, d. h. wenn noch mütterliche Antikörper vorhanden sind, können diese die Impfantigene blockieren. Dies hat einen Rückgang der Antikörpertiter im Blut der Ferkel zur Folge und verringert die Wirksamkeit des Impfstoffs. Um dies zu vermeiden, sollte der optimale Impfzeitpunkt sowohl für Ferkel als auch für Sauen genau bestimmt werden.
- Eine Impfung in Stresssituationen kann zu einer Immunsuppression führen.
- Eine zu frühe oder zu späte Impfung der Sauen kann den Schutz der Ferkel vor enteralen Erkrankungen beeinträchtigen – entscheidend ist ein wirksamer Schutz in der ersten Lebenswoche.
FEHLERHAFTER PRODUKTIONSABLAUF
Ein schlecht geplanter und geführter Betrieb mit Altersmischung in Gruppen, zu hoher Bestandsdichte und mangelhafter Umsetzung des „All-in-All-out-Prinzips“ kann den Infektionsdruck erhöhen und die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern. Die Vermischung unterschiedlicher Altersgruppen kann dazu führen, dass ein gewisser Anteil der Tiere entweder gar nicht geimpft wird oder zum falschen Zeitpunkt.
GESUNDHEITSZUSTAND DER TIERE
SCHWACHE TIERE: Ein Schwein mit schlechter Körperkondition oder unzureichender Grundversorgung wird keine wirksame Immunantwort auf die Impfung entwickeln. Wenn zu viele solcher Tiere in der Population vorhanden sind, wird keine ausreichende Herdenimmunisierung erreicht.
- KRANKE TIERE: Kranke Tiere zeigen eine schwächere immunologische Reaktion, was die Impfantwort verschlechtern kann. Es ist daher äußerst wichtig, den Gesundheitszustand der Population zu kontrollieren. Im Falle eines akuten Krankheitsgeschehens sollte die Impfung verschoben und die Genesung der Tiere priorisiert werden. Ein klares Beispiel dafür ist die Vermeidung von Impfungen während einer PRRSV-Zirkulation, da dies den Aufbau der Immunität beeinträchtigen kann.
Auch das Vorhandensein subklinischer Erkrankungen, wie etwa bestimmter Verdauungspathologien, kann zu einer schwachen Immunantwort beitragen.

Foto 1: Krankenbucht
LAGERUNG: NICHTEINHALTUNG DER KÜHLKETTE

Verschiedene Probleme bei der Lagerung von Impfstoffen (etwa zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, Einfrieren, unkontrollierte Luftfeuchtigkeit usw.) können zum Versagen des Impfstoffs führen. Alle nötigen Schritte zur richtigen Lagerung finden Sie im zweiten Artikel dieser Serie.

Foto 2: Links: Ordnungsgemäße Lagerung von Medikamenten. Rechts: Spezielle Einrichtungen zur Annahme von Medikamenten gewährleisten die Aufrechterhaltung der Kühlkette.
UMGEBUNGSKONTROLLE UND STALLEINRICHTUNGEN
Stress beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers, eine angemessene Impfantwort zu erzeugen. Ein ungünstiges Umfeld – etwa mangelhafte Belüftung, falsche Temperatur, unzureichende Hygiene, zu hohe Bestandsdichte, zu wenig Fress- oder Trinkplätze usw. – führt dazu, dass sich die Tiere in einem suboptimalen Zustand befinden, der eine schwache Immunantwort begünstigen und damit ein mögliches Impfversagen verursachen kann.
VERABREICHUNG DES IMPFSTOFFS
Im vorherigen Artikel dieser Serie haben wir ausführlich erläutert, wie Impfstoffe korrekt verabreicht werden sollten. Dennoch können verschiedene Entscheidungen oder Fehler im Verabreichungsprozess zu Impfversagen führen:
- FALSCHE DOSIERUNG: Natürlich führt die Verabreichung einer falschen Dosis mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Impfversagen. Fehldosierungen können durch falsches Verständnis der Packungsbeilage oder durch andere Faktoren entstehen, wie zum Beispiel:
- Mangelnde Wartung der Impfspritze oder Verwendung einer ungeeigneten Spritze
- Verwendung einer falschen Nadelgröße, was zu einer Verstopfung der Nadel und damit zu einer falschen Dosierung führen kann. Auch der Zustand der Nadeln ist von großer Bedeutung.
- Absichtliche Unterdosierung:
- Verabreichung halber Dosen, um Kosten zu sparen
FALSCHE VERABREICHUNG: Wird die Impfung von unzureichend geschultem Personal durchgeführt, das sich nicht an die Empfehlungen aus dem vorangegangenen Artikel hält, nicht an der Verbesserung des Betriebs interessiert ist oder die Impfung zu hastig oder ungenau vornimmt, kann dies dazu führen, dass der Impfstoff an der falschen Stelle verabreicht oder falsch dosiert wird.

Foto 3: Korrekte Impfstelle
VERWENDUNG VON RESTIMPFSTOFFEN: Bereits angebrochene Impfstofffläschchen dürfen niemals für eine spätere Anwendung aufbewahrt werden, und zwar aus zwei Gründen: Erstens, weil sie nicht mehr unter korrekten Lagerbedingungen aufbewahrt wurden, und zweitens, weil nach dem Einführen der Nadel die Sterilität der Flasche nicht mehr gewährleistet ist und die mit diesem Restimpfstoff geimpften Tiere mit einem Erreger infiziert werden könnten, der die Flasche kontaminiert hat. Die maximale Haltbarkeitsdauer nach Anbruch ist in den technischen Datenblättern der einzelnen Impfstoffe angegeben.
MISCHUNG MIT ANDEREN PRODUKTEN oder Impfstoffen, die nicht in der Packungsbeilage beschrieben sind
- REKONSTITUTION VON IMPFSTOFFEN: Falls eine Rekonstitution erforderlich ist, sollte man Einmalspritzen verwenden und den Impfstoff innerhalb weniger Stunden verabreichen.
KEINE IMPFUNG: Personalmangel, Notfälle im Betrieb aufgrund technischer Probleme, Pannen usw. dürfen niemals als Rechtfertigung dafür dienen, eine Impfung nicht rechtzeitig oder nicht korrekt durchzuführen. Daher ist es notwendig, ausreichend dimensionierte Teams sowie klare Notfallpläne für den Fall solcher Situationen im Betrieb bereitzuhalten.
AUSNAHMESITUATIONEN: Bei Ausrottungsprogrammen, die auf dem Einsatz von Impfstoffen basieren, ist es entscheidend, einen umfassenden Schutz der Herde sicherzustellen. Dazu müssen 100 % der Tiere geimpft werden, was auch spezifische Protokolle für Tiere in Krankenbuchten, möglicherweise auszumerzende Sauen usw. einschließt.
Darüber hinaus können Impfstoffe gelegentlich Nebenwirkungen wie Fieber, Störungen des Nerven- und/oder Verdauungssystems, geringere Futteraufnahme, Apathie usw. hervorrufen. Diese Reaktionen können unterschiedlich ausgeprägt sein, weshalb es wichtig ist, die Tiere nach der Impfung sorgfältig zu beobachten, um bei Bedarf schnell reagieren zu können. Diese möglichen Nebenwirkungen sind in den technischen Datenblättern der Produkte beschrieben. Wir müssen gut mit ihnen vertraut sein, um sie rechtzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können.