Die Hauptstämme des Schweineinfluenza-Virus, die Schweine in Frankreich befallen, blieben über 30 Jahre lang unverändert, bis sich im Jahr 2020 ein neuer Stamm namens H1avN2#E (in der internationalen Nomenklatur als H1N2-Klade 1C.2.4 bezeichnet) innerhalb weniger Monate in den Betrieben ausbreitete. Dieser Stamm, der seinen Ursprung vermutlich in Dänemark hat, trat zunächst in der Bretagne auf und verbreitete sich dann rasch in ganz Frankreich, wobei er die früheren, über Jahrzehnte stabilen Virusvarianten verdrängte.
Wissenschaftler der Anses, insbesondere am Nationalen Referenzlabor für Schweineinfluenza in Ploufragan-Plouzané-Niort, führten eine eingehende Untersuchung von Proben durch, die zwischen Januar 2019 und Dezember 2022 – hauptsächlich im Rahmen des Überwachungsnetzes Résavip – gesammelt wurden. Sie stellten fest, dass sich diese Linie genetisch und antigenisch von ihren Vorgängern unterscheidet, was es dem Virus ermöglicht, eine durch frühere Infektionen oder Impfung erworbene Immunität bei Schweinen zu umgehen.

Das Auftreten von H1avN2#E fiel zeitlich mit einem deutlichen Anstieg der Schweineinfluenza-Ausbrüche zusammen: 2020 wurden 661 Fälle gemeldet – im Vergleich zu einem jährlichen Durchschnitt von 400 Fällen in den Jahren zuvor. Auch die klinischen Verläufe waren schwerwiegender, mit ausgeprägten Atemwegserkrankungen, Hyperthermie und Aborten.
Neben den Auswirkungen auf die Schweinegesundheit stellt dieser Stamm auch ein bedeutendes Zoonoserisiko dar. Er wurde bei Infektionen von Puten nachgewiesen und war 2021 für einen schweren Fall beim Menschen verantwortlich. Die Möglichkeit eines genetischen Reassortments zwischen Schweine-, Human- und Vogel-Influenzastämmen macht eine Verstärkung der Biosicherheitsmaßnahmen unerlässlich, insbesondere durch die Verschärfung der Quarantäne bei der Einstallung neuer Tiere und die Aufrechterhaltung der virologischen Überwachung, selbst wenn keine gesetzliche Verpflichtung dazu besteht.
7 Mai 2025/ ANSES/ Frankreich.
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