Oft sind wir überrascht, wenn wir sehen, was alles aus den Leitungen kommt, wenn wir sie zum ersten Mal entleeren … Dieses Bild zeigt Rückstände von Medikamenten, gelösten Salzen und anderen Feststoffen, die im Wasser mitgeführt werden, ausfallen und sich in den Leitungen ablagern. Dorr et al. (2009) kamen zu dem Schluss, dass
- die löslichen Bestandteile miteinander reagieren und dadurch die Medikationssysteme blockieren,
- der Einsatz von pH-Modifikatoren die Löslichkeit von wasserlöslichen Antibiotika beeinflusst.

Abb. 1: Lösungen und ausgefällte Produkte, die das Medikationssystem blockieren können. A: Kristalle und schwarzer Schlamm; B: Kristalle und schwimmende Ablagerungen; C: Weiße Ablagerungen in einer Lösung; D: Schwimmende Ablagerungen Quelle: Dorr PM, Madson M, Wayne S, et al. (2009)

Tabelle 1: Mischung von wasserlöslichen Wirkstoffen (paarweise) und Beobachtung über 24 Stunden. Quelle: Dorr PM, Madson M, Wayne S, et al. (2009)
+ Ablagerungen - Keine Ablagerungen | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Tetracyclin | Oxytetracyclin | Chlortetracyclin | Chlortetracyclin Sulfamethazin | Sulfamethazin | Tiamulin | |
Acetylsalicylsäure | + | - | + | + | - | + |
Natriumsalicylat | - | + | - | + | - | - |
Amoxicillin | - | - | + | - | - | - |
Trimethoprim Sulfamethoxazol | + | - | + | + | - | - |
Penicillin G Kalium | + | + | - | + | - | + |
Neomycin 1 | - | - | - | - | + | - |
Neomycin 2 | - | - | - | - | + | - |
Tetracyclin | - | - | - | - | + | - |
Oxytetracyclin | - | - | - | - | + | - |
Chlortetracyclin | - | - | - | - | + | - |
Chlortetracyclin Sulfamethazin | - | - | - | - | + | - |
Bei der Leerung des Stallgebäudes zur Reinigung und Desinfektion vor dem Einstallen einer neuen Charge von Schweinen und bei der Medikation des Tränkwassers müssen wir die kritischen Punkte des Systems überwachen, um die Biosicherheit dieses Nährstoffs im Betrieb zu gewährleisten. Abgesehen von der Trinkbarkeit des Wassers müssen im Wesentlichen vier Punkte kontrolliert werden:
- Unterbrechungslose Versorgung
- Tatsächlicher Verbrauch
- Reinigung und Desinfektion der Leitungen
- Planung und Wartung der Anlagen
Ein korrektes Protokoll ermöglicht es, die Anlagen nicht nur sauber und desinfiziert, sondern auch in einem perfekten Betriebszustand zu halten.
1. Die Anlagen:
Ziel ist es, die kritischen Punkte der Anlagen zu überwachen: Abb. 2: Kritische Punkte in den Anlagen
2. Reinigung:
Das Design der Tanks und Leitungen muss eine vollständige Entleerung ermöglichen.
2.1. Tank:
- Mit Deckel verschlossen, um das Eindringen von Schmutz zu verhindern
- Filter am Einlass, um Ablagerungen zu vermeiden
- Abfluss unten, um das Entleeren zu erleichtern
- Flexibles Rohr, um den Wassereinlass von oben zu gewährleisten und die Möglichkeit des Eindringens von Schlamm zu verringern
- Füllstandskontrolle (Schwimmer)
- Unteres Gefälle 1:20

Abb. 3: Schritte zur Reinigung des Wassertanks.
2.2. Leitungen:
- Zulauf vom Haupttank schließen
- Wasser ablassen bzw. jede Leitung mit hohem Druck durchspülen, bis das Wasser vollständig klar austritt. Dafür wird ein Bypass benötigt, damit der Filter den Druck nicht reduziert.
- Wenn die Leitungen sehr stark verschmutzt sind, sollten sie mit einer Reinigungs- und Entkalkungslösung geflutet werden. Diese Lösung muss gemäß den Herstellerangaben (12 bis 24 Stunden) in den Leitungen verbleiben, um ihre Wirkung zu entfalten.
- Ablassen und gründlich nachspülen. Sicherstellen, dass keine Rückstände der Reinigungslösung mehr vorhanden sind
- Zulauf von Tränkwasser aus dem Haupttank wieder öffnen
Der Filter ist ein zentrales Element, um das Leitungssystem sauber zu halten.
Filter kontrollieren
- Filter müssen den Lichteinfall verhindern, um Algenwachstum zu vermeiden.
- Von der Verwendung von Filtern mit Einwegkartuschen wird abgeraten (Risiko von fehlenden Ersatzkartuschen oder Lieferengpässen).
- Die Reinigung der Filter sollte je nach Bedarf erfolgen (abhängig von der Wasserqualität und der Häufigkeit der Medikamentengabe).

Abb. 4: Der Filter ist ein zentrales Element, um das Leitungssystem sauber zu halten.
Reinigung der Leitungen und Kontrolle des Durchflusses Abb. 5: Entleeren der Leitungen und Überprüfung des Wasserdurchflusses Diagramm 2: Wasserversorgung pro Bucht in Abhängigkeit von der Länge des Stalls. Quelle: Almond G. und Monahan (2000).

3. Desinfektion
3.1. Desinfektionsmittel:
Bei der Auswahl müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:
- das bakterizide Spektrum
- Neutralität in Bezug auf physikalisch-chemische Veränderungen des Wassers (insbesondere pH-Wert)
- Wirksamkeit gegen Biofilm
Der spanische königliche Erlass RD140/2003 berücksichtigt den Einsatz weiterer Produkte neben Chlor. Chlor wird aufgrund seiner hohen Verfügbarkeit und geringen Kosten häufig verwendet, hat jedoch eine Reihe von Nachteilen: Es erhöht den pH-Wert des Wassers und begünstigt damit Fällungsreaktionen. Außerdem beeinträchtigt es die gute Löslichkeit einiger Arzneimittel (manchmal empfiehlt es sich, das Wasser während Antibiotikabehandlungen nicht zu chloren). Das Verhalten von Chlor gegenüber Biofilm ist ungewiss und sein Wirkungsspektrum unvollständig. Heutzutage werden auch andere Produkte zur Wasserhygiene in Betracht gezogen, deren Eigenschaften in der folgenden Tabelle bewertet werden.
Tabelle 2: Eigenschaften von Wasserdesinfektionsmitteln. Quelle: CEVA Tiergesundheit
Stabilisiertes Peroxid | Chlorverbindungen | Organische Säuren | Jodverbindungen | |
---|---|---|---|---|
Spektrum | +++ | ++ | ++ | ++ |
Korrosion an Materialien | - | + | + | + |
Toxizität | - | + | + | + |
Reizwirkung | - | ++ | ++ | + |
Schädliche Wirkung auf Gummi und Kunststoffe | - | - | ++ | - |
Wirksamkeit gegen organische Substanz | +++ | - | + | + |
Wirkungs- geschwindigkeit |
+++ | ++ | ++ | ++ |
Begünstigung von Biofilm | - | + | + | + |
Ozon, UV-Licht und Filterung zeigen eine bessere Wirksamkeit, wurden aber hier nicht berücksichtigt, da die Kosten sehr viel höher sind. Wasserstoffperoxid (H2O2) wird als Hygienemittel immer beliebter und weist sehr interessante Eigenschaften auf (siehe Tabelle).
3.2. Desinfektion über eine Dosierpumpe:
Die Verwendung von Medikamentendosiergeräten wird nicht empfohlen, da sie auf einem sehr hohen Dosierungsniveau arbeiten und daher hohe und kontinuierliche Verdünnungen erforderlich sind. Außerdem können die Desinfektionsmittel die Membranen der Geräte schädigen.
Dosierpumpen für Wasserdesinfektionsmittel sind elektrische Geräte, die eine bestimmte, regulierbare Flüssigkeitsmenge in eine Leitung oder einen Tank einspritzen. Sie arbeiten auf der Grundlage eines Nenndurchflusses (maximale Durchflussrate) und bei einem bestimmten Druck. Die gebräuchlichsten Modelle arbeiten mit einem Maximaldurchfluss von 3 Litern/Stunde und einem Druck von 7 bar. Es gibt zwei Grundtypen:
- Konstante Dosierung: Nenndurchfluss (0 % – 100 %). Um die Dosierung korrekt einzustellen, muss der zu behandelnde Wasserdurchfluss (Liter/Stunde) bekannt sein. Der Betrieb ist automatisch und es besteht die Möglichkeit, einen Zeitschalter zu installieren.
- Proportionale Dosierung: Durchfluss proportional zum Signal eines Impulszählers, d. h. es wird nur in Abhängigkeit vom tatsächlichen Durchfluss in der Leitung eingespritzt. Dieses System ist wesentlich präziser.
Abb. 7: Desinfektionssystem. Links: Chlor-Dosierpumpe, Mitte: Wasserstoffperoxid-Dosierpumpe, rechts: Filter, Durchflussmesser und Bypass
4. Bedeutung der Sauberkeit des gesamten Medikationssystems
Eine Studie untersuchte die Exposition wasserlöslicher Wirkstoffe gegenüber anderen Produkten (pH-Modifikatoren, Säuren und andere), die üblicherweise über das Trinkwasser verabreicht werden. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen, wie wichtig es ist, das gesamte System zur Verabreichung von Medikamenten (Tanks, Dosierpumpen, Leitungen usw.) sauber zu halten. Die Zugabe von Zitronensäure und Ammoniak zur Veränderung des pH-Wertes führte beispielsweise bei 9 der 15 untersuchten Wirkstoffe zu Reaktionen und Rückständen. Abb. 8: pH-Bereich verschiedener wasserlöslicher Wirkstoffe und prozentuale Reaktion mit anderen Verbindungen. Quelle: Dorr PM, Madson M, Wayne S, et al. (2009)
Aus diesem Grund ist es ratsam, die Leitungen vor der Verabreichung wasserlöslicher therapeutischer Wirkstoffe mit klarem Wasser durchzuspülen („Flushing“), wenn zuvor Substanzen zur Reinigung und Desinfektion der Leitungen, wie z. B. Natriumhypochlorit, eingespritzt wurden. Geschieht dies nicht, können Rückstände entstehen, die die Dosierpumpen, Leitungen und Trinknippel verstopfen.