Präzisionsfütterung bei laktierenden Sauen: Der Weg zu Nachhaltigkeit und Effizienz

María Aparicio Arnay
06-Okt-2025 (heute)

In den letzten Jahren hat die Technik die Fütterung von Nutztieren revolutioniert, insbesondere von laktierenden und tragenden Sauen. In diesem Zusammenhang gilt die Präzisionsfütterung als einer der vielversprechendsten Fortschritte in der Schweineproduktion, vor allem während der Laktation der Sauen. Grund hierfür ist der vermehrte Einsatz hochfruchtbarer Sauenlinien, die anfälliger für Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen sind, was wiederum das Wachstum der Ferkel während der Säugezeit und deren spätere Leistung beeinträchtigt.

Der Definition einiger Autoren zufolge, darunter Dr. Cándido Pomar und seine Kollegen (Pomar et al., 2019), besteht die Präzisionsfütterung darin, einzelnen Tieren oder kleinen Tiergruppen in Echtzeit genau die Menge an Nährstoffen bereitzustellen, die ihre metabolische Verwertung maximiert, ohne dabei die Leistung zu beeinträchtigen. Laut diesen Autoren erfordert die Präzisionsfütterung eine automatische und häufige Datenerfassung und Datenverarbeitung sowie Maßnahmen zur Steuerung des Fütterungssystems. Dies wird durch den Einsatz elektronischer Sauenfütterungsanlagen (ESF) erreicht, wie von anderen Autoren beschrieben.

Kürzlich haben drei Studien von Aparicio-Arnay und Kollegen (Aparicio et al., 2024; Aparicio-Arnay et al., 2025a, 2025b), durchgeführt auf der Granja San Pedro von Cuarte, S.L. in Plasencia de Jalón in der spanischen Provinz Zaragoza, gezeigt, dass die Einführung der Präzisionsfütterung durch den Einsatz elektronischer Fütterungssysteme nicht nur die Leistung der Sauen und ihrer Ferkel verbessert, sondern auch wirtschaftliche, ökologische und tierwohlbezogene Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Fütterungssystemen bietet. Die wichtigsten Ergebnisse dieser drei Studien sind im Folgenden zusammengefasst. <p>Foto 1: Pr&auml;zisionsf&uuml;tterung bei laktierenden Sauen</p>

Mehr Kilogramm Schweinefleisch in höherer Qualität bei geringerem Futtereinsatz

Eines der konsistentesten und am besten belegten Ergebnisse dieser drei Studien ist, dass Sauen, die über elektronische Fütterungssysteme versorgt werden, schwerere Ferkel absetzen und dabei eine geringere Futtermenge benötigen. Dies ist vor allem auf die Verringerung von Futterverlusten zurückzuführen. In einer der Studien wurde eine Verringerung der Futtermenge pro Sau und Laktation von bis zu 32 kg im Vergleich zu herkömmlichen Fütterungsmethoden festgestellt; in den beiden anderen Studien lag die Reduktion bei 23 kg. Dies stellt für die Betriebe eine erhebliche wirtschaftliche Ersparnis dar. In einem Betrieb mit 1.000 Sauen wie in den Studien kann dies – konservativ gerechnet – eine Ersparnis von rund 50.000 Euro jährlich bedeuten.

Darüber hinaus kam ein Drittel dieser Versuche (Aparicio-Arnay et al., 2025b) in Übereinstimmung mit früheren Studien (Moest et al., 2023) zu dem Ergebnis, dass Ferkel von Sauen, die über elektronische Systeme gefüttert wurden, ein höheres Absetzgewicht erreichten und sowohl in der Aufzucht- als auch in der Mastphase höhere durchschnittliche Tageszunahmen (ADG) sowie eine bessere Futterverwertung aufwiesen als die gleichaltrigen Nachkommen von Sauen, die während der Laktation über herkömmliche Fütterungssysteme versorgt wurden.

So wogen Ferkel, deren Mütter mithilfe von elektronischen Fütterungssystemen gefüttert wurden, am Ende der Aufzuchtphase (68 Tage) 1,24 kg mehr und am Ende der Mastphase (192 Tage) 7,15 kg mehr. Die Vorteile des höheren Schlachtgewichts ergeben sich sowohl direkt durch den Verkauf von mehr Kilogramm Schweinefleisch als auch indirekt durch die Verringerung der Anzahl an Tagen, die die Tiere im Stall verbringen.

Tabelle 1: Mittleres Gewicht (± SD, in kg) und durchschnittliche Tageszunahme (ADG; in kg/Tag) am Ende der Aufzuchtphase (Tag 68) und am Ende der Mastphase (192 Tage) von Schweinen, deren Mütter während der Laktation entweder über elektronische Fütterungssysteme oder mit herkömmlichen Fütterungsmethoden gefüttert wurden.

Gruppe
Elektronisches Fütterungssystem Herkömmliches Fütterungssystem p-Wert
Gewicht an Tag 68 20,59 ± 4,21 19,35 ± 4,06 <0,001
ADG 24-68 0,332 ± 0,92 0,312 ± 0,80 0,006
Gewicht an Tag 192 128,54 ± 14,56 121,12 ± 12,53 <0,001
ADG 68-192 0,921 ± 0,11 0,871 ± 0,09 <0,001

Die Analyse der Schlachtkörpergewichte ergab schwerere Schlachtkörper (Tabelle 2) sowie schwerere Erstzerlegungsteile mit und ohne Knochen, die zudem durch eine bessere Qualität im Hinblick auf das Fett-Magerfleisch-Verhältnis gekennzeichnet waren (Tabelle 3).

Tabelle 2: Mittelwerte (± SD) für Schlachtkörpergewicht, Schlachtausbeute, Magerfleischanteil, Rückenspeckdicke und Lendenstärke von Schweinen, deren Mütter während der Laktation entweder über elektronische Fütterungssysteme oder mit herkömmlichen Fütterungsmethoden gefüttert wurden.

Gruppe
Elektronisches Fütterungssystem Herkömmliches Fütterungssystem p-Wert
Schlachtkörper-gewicht (kg) 105,17 ± 15,92 97,98 ±20,25 <0,001
Schlachtausbeute (%) 80,63 ± 5,89 80,36 ± 3,01 0,684
Magerfleisch-
anteil (%)
62,31 ± 4,92 61,39 ± 10,95 0,325
Rückenspeck-
dicke (mm)
16,2 ± 3,10 15,03 ± 3,57 0,003
Lendenstärke (mm) 73,08 ± 8,13 69,78 ± 13,69 0,010

Tabelle 3: Mittelwerte (± SD) für das Gewicht (kg) von Erstzerlegungsteilen (Schinken, Schulter, Lende und Bauch) mit und ohne Knochen und deren Magerfleischanteil bei Schweinen, deren Mütter während der Laktation entweder über elektronische Fütterungssysteme oder mit herkömmlichen Fütterungsmethoden gefüttert wurden.

Gruppe
Elektronisches Fütterungssystem Herkömmliches Fütterungssystem p-Wert
Lende mit Knochen 9,08 ± 1,35 8,35 ± 1,81 <0,001
Lende ohne Knochen 8,13 ± 1,24 7,45 ± 1,63 <0,001
Lenden-
magerfleisch
5,93 ± 0,71 5,55 ± 1,12 <0,001
Schinken mit Knochen 13,56 ± 1,74 12,67 ± 2,59 <0,001
Schinken ohne Knochen 12,77 ± 1,62 11,85 ± 2,41 <0,001
Schinken-
magerfleisch
10,51 ± 1,27 9,84 ± 1,98 <0,001
Schulter mit Knochen 7,88 ± 1,06 7,24 ± 1,52 <0,001
Schulter ohne Knochen 7,15 ± 0,98 6,65 ± 1,40 <0,001
Schulter-
magerfleisch
5,57 ± 0,70 5,20 ± 1,07 <0,001
Bauch mit Knochen 4,84 ± 0,69 4,44 ± 0,94 <0,001
Bauch ohne Knochen 4,50 ± 0,66 4,12 ± 0,89 <0,001
Bauch-
magerfleisch
2,99 ± 0,36 3,00 ± 0,57 <0,001

Verbesserte Gesundheit und größeres Wohlbefinden der Sauen ohne Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit

Trotz einer geringeren Futteraufnahme verlieren Sauen, die über elektronische Fütterungssysteme versorgt werden, während der Laktation weniger Gewicht und behalten eine gute Körperkondition bei (gemessen als Veränderung der Rückenspeckdicke). Dies ist von zentraler Bedeutung für ihre Gesundheit und gewährleistet eine rasche Wiederherstellung der Reproduktionsfähigkeit nach dem Absetzen der Ferkel. Darüber hinaus zeigten die Studien keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit oder die Anzahl der im nächsten Wurf geborenen Ferkel. Was das Wohlbefinden betrifft, so wurden in einem der Abferkelställe, in dem die Buchten einander gegenüber lagen, niedrigere Stresswerte (gemessen über Speichel-Biomarker wie Alpha-Amylase) bei Sauen beobachtet, die über elektronische Fütterungssysteme versorgt wurden (59,17 ± 61,67 U/L), als bei Sauen, die mit herkömmlichen Methoden gefüttert wurden (410,47 ± 61,67 U/L).

<p>Foto 2: Pr&auml;zisionsf&uuml;tterung bei laktierenden Sauen</p>

Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Von diesen Produktionsvorteilen abgesehen, trägt die Präzisionsfütterung außerdem zu einer nachhaltigeren Schweineproduktion bei. Durch die Verringerung von Futterverlusten werden die mit der Schweinefleischerzeugung und der Abfallbewirtschaftung verbundenen Umweltauswirkungen reduziert. Zudem wird die Nutzung von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor optimiert, wodurch ihre Ausscheidung in die Umwelt verringert wird. Somit stellt die Präzisionsfütterung mithilfe elektronischer Fütterungssysteme ein überaus wirksames Instrument zur Verbesserung von Effizienz, Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Schweineproduktion dar. Die Studien zeigen, dass es durch den Einsatz von Technologien wie elektronischen Fütterungssystemen möglich ist, mehr und besser zu produzieren und dabei sowohl die Tiere als auch den Planeten zu schonen.