Innovation in der Güllewirtschaft: Das Moving-Floor-System

Amàlia Cordero
01-Sep-2025 (heute)

Das schwedische Modell

Schweden spielt innerhalb der EU eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von Tierschutzvorschriften. Das Land war eines der ersten, welches die Verwendung von Einstreu oder Beschäftigungsmaterial verbindlich vorschrieb und das routinemäßige Schwanzkupieren verbot (Im Jahr 1988 wurden alle chirurgischen Eingriffe, die aus veterinärmedizinischer Sicht nicht zu rechtfertigen waren, einschließlich des Schwanzkupierens, verboten). Darüber hinaus sind die Vorschriften in einigen Fällen noch strenger als auf europäischer Ebene. So sind beispielsweise Mindestflächen pro Tier vorgesehen (Schweine werden ab einem Lebendgewicht von ca. 30 kg in Buchten mit 0,8–0,9 m²/Schwein gehalten) und der Einsatz von Vollspaltenböden ist verboten. Diese Vorschriften haben zu einem strengeren System in Bezug auf Infrastruktur und Management geführt, aber auch Innovationen zur Verbesserung der Effizienz gefördert.

<p>Pilotbetrieb mit Moving-Floor-System in der schwedischen Region V&auml;stmanland.</p>

Innovation im Mist- und Güllemanagement: Entscheidung für ein bewegliches Bodensystem

Bei unserem Besuch in einem Mastbetrieb in der Provinz Västmanland, in dem jährlich 8.000 Schweine produziert werden, erfuhren wir von einem der ersten Einsätze des Moving-Floor-Systems in der Schweineproduktion. Diese Technologie wird bereits in über 100 kommerziellen Rinderbetrieben in Europa, Kanada und China eingesetzt und soll die Stallhygiene verbessern, Emissionen reduzieren und die Betriebskosten optimieren.

<p>Ausstattung der St&auml;lle mit dem Moving-Floor-System und kooperierenden Unternehmen. Quelle: Moving Floor.</p>

Seit Januar 2024 dient dieser Betrieb als Pilotprojekt. Der umgebaute Stall verfügt über 12 Abferkelbuchten, 12 Aufzuchtbuchten und 12 Mastbuchten mit jeweils 10 Tieren (1,16 m² pro Tier). Die Renovierung wurde von der schwedischen Landwirtschaftsbehörde und der schwedischen Energieagentur unterstützt, was das Engagement des Landes für Nachhaltigkeit widerspiegelt.

Wie das System funktioniert

Das Moving-Floor-System ist ein automatischer beweglicher Boden, der aus einem ultrastarken Förderband besteht. Dieses bewegt die Gülle langsam (ca. 6 cm pro Bewegung) mithilfe eines pneumatischen Zugmechanismus. Die Gülle wird in die tiefer liegenden Rinnen geleitet und von dort aus den Ställen abtransportiert. Dadurch wird die Ansammlung von Gülle minimiert und die Gasemissionen werden reduziert.

<p>Bucht mit Mastschweinen auf einem beweglichen Boden.</p>

Der Boden der Ställe bleibt stets sauber und durch das Abziehen der Gülle nur wenige Stunden nach der Ausscheidung wird die maximale Ammoniakfreisetzung, die vier bis sechs Stunden nach der Ausscheidung erfolgt, verhindert.

<p>Ein G&uuml;lleschiebersystem am Boden der Buchten bef&ouml;rdert Mist und G&uuml;lle aus den St&auml;llen.</p>

Die Steuerung des Systems durch eine SPS (speicherprogrammierbare Steuerung) ermöglicht die Steuerung der Bodenbewegung, der Strohverteilung und der automatischen Grubenreinigung. Dadurch können verschiedene Reinigungsvorgänge programmiert werden. Darüber hinaus stoppt eine Sicherheitsvorrichtung am Ende jeder Bucht die Bodenbewegung, falls ein Schwein im Gülleablauf stecken bleibt.

<p><span>Ein bewegliches Bodensystem f&uuml;r s&auml;ugende Sauen.</span></p>

Ein weitere wichtige Funktion ist die automatische Zufuhr von Einstreumaterial (gehäckseltes Stroh oder Holzspäne) über einen mobilen Spender, der mit der Bodenreinigung synchronisiert ist. Dieses System fördert das natürliche Wühlverhalten und verringert Langeweile sowie aggressives Verhalten.

Vorläufige Ergebnisse und wissenschaftliche Validierung

Das System wird von Instituten wie dem schwedischen Forschungsinstitut RISE und der schwedischen Veterinärbehörde SVA bewertet. Dabei werden seine Effizienz bei der Verringerung der Emissionen sowie seine Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere analysiert.

Bislang wurde kein negativer Zusammenhang zwischen der Bodenbewegung und dem Verhalten der Schweine festgestellt. Darüber hinaus wurden mehr als 17.000 Fotos zur Bewertung von Verletzungen der Gliedmaßen erstellt. Das Ergebnis: Das System ist sicher.

Ammoniak- und Belüftungssensoren optimieren die Reinigungszyklen und reduzieren die Werte um bis zu 85 %. Während die Ammoniakwerte bei herkömmlichen Systemen zwischen 7 und 14 ppm liegen, werden sie durch den beweglichen Boden auf 1–4 ppm reduziert.

<p>Gassensor.</p>

Güllemanagement und Kompostierung

Der Betrieb ist an eine zentrale Biogasanlage angeschlossen und führt außerdem ein Pilotprojekt zur Kompostierung vor Ort durch. Dabei wird eine kleine Trommel zur Verarbeitung der Gülle verwendet. Die Idee hinter der Kompostiertrommel ist es, den natürlichen Selbsterhitzungsprozess des Mists und der Gülle zu nutzen und zu beschleunigen. Im Gegensatz zur Mietenkompostierung im Freien können die während des Prozesses entstehenden Emissionen durch einen Gaswäscher behandelt werden.

Das Ziel dieses Verfahrens besteht darin, qualitativ hochwertige Düngemittel mit einem geringeren Ammoniakgehalt zu erhalten.

<p>Kompostiertrommel f&uuml;r einen Teil des Stallmistes, der mit Pferdemist gemischt wird, um eine ausgewogene Zusammensetzung des zu kompostierenden Rohmaterials zu erhalten.</p>

Wirtschaftliche und betriebliche Überlegungen

Nach den uns zur Verfügung gestellten Daten werden die Kosten für die Einführung des genannten Verfahrens auf ca. 430 € pro Schweineplatz geschätzt. Das sind fast die Hälfte der Kosten für den Bau neuer Anlagen in Schweden, die sich auf ca. 1.000 € pro Mastplatz belaufen. Für die Einführung des beweglichen Bodensystems ist nur eine ebene Bodenfläche erforderlich, wodurch Umbauarbeiten im Falle einer Umgestaltung des Betriebs entfallen. Die Wartungskosten betragen durchschnittlich 10 bis 15 Euro pro Bucht und Jahr für Ersatzteile. Der durchschnittliche Energieverbrauch beträgt weniger als 500 kWh pro Sau und Jahr. Berücksichtigt man die Betriebskosten sowie die Vorteile für die Tiergesundheit und die höhere Wachstumsrate der Schweine, amortisiert sich die Investition in das System im Durchschnitt innerhalb von drei Jahren.