Tränkwassermedikation: Kritische Punkte bei der Medikation über das Tränkwasser

Enric Marco
27-Okt-2025 (heute)

1. Kommunikation zwischen Tierarzt und Landwirt

Das Wissen und die Erfahrung des Tierarztes sind wichtig, aber nicht ausreichend. Die wertvollsten Informationen liefert der Landwirt, denn er kennt seine Schweine und viele Details, die der Tierarzt vielleicht nicht sieht oder weiß. Der gegenseitige Informationsaustausch ist der Schlüssel. Bevor mit der Behandlung begonnen wird, müssen Fragen wie die folgenden geklärt werden: Welches Problem haben wir? Wann wurde es festgestellt? Welche Symptome treten auf? Welche Produkte stehen zur Verfügung? Welche Strategie werden wir verfolgen? Welche Einrichtungen sind vorhanden?...<p>Abb. 1: Kommunikation mit dem Landwirt</p>

2. Strategie

Die Zeit, die für diese Entscheidung aufgewendet wird, ist die lohnendste Investition, um den Zeitraum zwischen dem Auftreten der Symptome und dem Beginn der Behandlung zu verkürzen. Dennoch sollte man nichts überstürzen: Eine gute Diagnose muss stets eine umfassende Bewertung von Risiko, Kosten und Nutzen der Behandlung beinhalten. Der wirtschaftliche Faktor ist nicht das einzige Entscheidungskriterium in einem Behandlungsplan.

3. Wasserqualität

Der Begriff „Wasserqualität“ ist variabel und hängt von klimatischen Faktoren, den Bodeneigenschaften und der menschlichen Aktivität ab. Es liegt auf der Hand, dass das verfügbare Wasser von guter Qualität sein muss, doch dies wird nicht immer überprüft. Wasser von schlechter Qualität beeinträchtigt nicht nur die Wirksamkeit der Medikamente, sondern kann auch ein gesundheitliches Risiko für die Schweine darstellen. Die organoleptischen, chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften des Wassers müssen konstant und innerhalb eines für Schweine sicheren Bereichs gehalten werden.

4. Löslichkeit des Produkts

Die Löslichkeit hängt sowohl vom Produkt als auch von der Wasserqualität ab. In diesem Artikel haben wir erklärt, dass Moleküle in der Lage sein müssen, sich selbst zu ionisieren, damit sie wasserlöslich sind, andernfalls fallen sie aus. Auch die synergetischen Kombinationen von Antibiotika spielen eine wichtige Rolle für die endgültige Löslichkeit der Mischung. Zwei Moleküle sind kompatibler, wenn ihre Säure-Basen-Eigenschaften ähnlich sind.<p>Abb. 2: Fertigarzneimittel</p>

5. Stabilität des Produkts

Ein stabiles Produkt behält seine Eigenschaften vom Zeitpunkt seiner Herstellung bis zum Verfallsdatum konstant bei. In diesem Artikel haben wir gesehen, dass im „festen“ Zustand chemische Reaktionen aufgrund eines geringen Verhältnisses von Wirkstoff zu Hilfsstoff, aufgrund von physikalischen Veränderungen in den Partikeln und aufgrund von Umwelteinflüssen auftreten können. In einer „Lösung“ können Temperatur, pH-Wert, Licht, Sauerstoff usw. eine Abbaureaktionen hervorrufen, die zu Instabilität, oder unerwünschten Veränderungen der Wirksamkeit führen können. Außerdem können die Abbauprodukte toxisch sein.<p>Abb. 3: Lagerung und Stabilit&auml;t</p>

6. Medikation und Dosierung

Das Verständnis der Medikationssysteme und die Kenntnis der richtigen Dosierung sind von entscheidender Bedeutung bei der Medikation. Grundsätzlich gibt es zwei Systeme: die Dosierpumpe und den Behälter, wobei jedes dieser Systeme seine Vor- und Nachteile hat.<p>Abb. 4: Dosierbeh&auml;lter und Dosierpumpen</p>

7. Therapeutischer Bereich

Die Dosierung eines Arzneimittels muss so berechnet werden, dass die erforderlichen Wirkstoffspiegel im Blutplasma erreicht werden, um den gewünschten therapeutischen Effekt zu erzielen. Eine Unterdosierung führt nicht nur dazu, dass die erwartete therapeutische Wirkung ausbleibt, sondern verteuert auch das Tränkwasser, verschlechtert den Gesundheitszustand und die Leistung der Tiere und – noch gravierender – erhöht das Risiko einer Resistenzbildung.<p>Abb. 5: <strong>Links:</strong> Plasmakonzentrationen nach Verabreichung einer therapeutischen Dosis (blaue Linie), einer subtherapeutischen Dosis (schwarze Linie) und einer toxischen Dosis (orange Linie). <strong>Rechts:</strong> Verabreichung wiederholter Dosen eines Arzneimittels in einem zeitlichen Abstand, der verhindert, dass die Plasmakonzentrationen unter die minimale wirksame Konzentration (blaue Linie) absinken</p>

8. Anlagen

Der Ausgangspunkt besteht darin, die Anlagen in einem einwandfreien Wartungszustand zu halten und das geeignete Medikament auszuwählen, damit die Tiere die korrekte Dosis erhalten und Kreuzkontaminationen vermieden werden. Das Tränkesystem muss gesondert berücksichtigt werden, da ein direkter Zusammenhang zwischen dem Medikamentenverbrauch und der Art der Tränke (Handhabung, Design und Platzierung) besteht. Um eine effiziente Medikation zu gewährleisten, müssen alle kritischen Punkte der Anlagen im Gesamten überwacht werden:<p>Abb. 6: Kritische Punkte</p>

9. Überwachung des Wasserverbrauchs

Der Wasserbedarf wurde bislang nie genau definiert, da er durch viele Einzelfaktoren beeinflusst wird, die schwer zu bestimmen sind. Hierzu gehören etwa die Umgebungstemperatur und die Wassertemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit, das Trinkverhalten, die Durchflussmenge, die Art der Tränke usw. Die Ermittlung des tatsächlichen Verbrauchs mit Hilfe von Wasserzählern sollte daher routinemäßig erfolgen, um eine korrekte Medikation sicherzustellen.<p>Abb. 7: Gesch&auml;tzter Wasserverbrauch von Aufzuchtferkeln in verschiedenen realen Haltungssituationen. Eigene Quelle.</p>

10. Trinkverhalten

Die Kenntnis des Trinkverhaltens der Schweine ist für die Durchführung von bestimmten Behandlungen unerlässlich. In der Praxis lassen sich häufig abweichende Situationen beobachten, die das normale Trinkmuster verändern können: So kommt es beispielsweise vor, dass Ferkel, die tagsüber um das Wasser konkurrieren, Verbrauchsspitzen in der Nacht verursachen, wenn sie eigentlich schlafen sollten. Das Trinkmuster ist außerdem je nach Produktionsphase unterschiedlich: In der Mastphase wird es vor allem durch die Umgebungstemperatur beeinflusst, bei trächtigen Sauen durch die Fütterung und bei laktierenden Sauen durch die Milchproduktion.<p>Abb. 8: Phasen der Schweineproduktion</p>

11. Wartung und Reinigung

Die in diesem Artikel dargestellten Erkenntnisse zeigen deutlich, wie wichtig es ist, die Anlagen nach einer Medikation gründlich zu reinigen und die Vermischung von Produkten zu vermeiden, da dies sowohl die gesundheitliche und produktive Entwicklung der Schweine gefährden als auch Verstopfungen der Leitungen verursachen könnte. Während Betriebspausen und nach der Verabreichung von Medikamenten im Tränkwasser müssen die kritischen Punkte (Anlagendesign und Wartung) überprüft werden, um die Biosicherheit dieses lebenswichtigen Nährstoffs zu gewährleisten. Ebenso müssen Menge und Qualität des Wassers kontinuierlich sichergestellt werden – durch saubere und desinfizierte Leitungen.<p>Abb. 9: Wartung und Reinigung</p>