Gesundheitsprotokolle bei der Aufnahme von Remontetieren: Magen-Darm-Erkrankungen (3/3)

Anna Romagosa
21-Nov-2016 (vor 8 Jahre 5 Monate 11 Tage)

Die Bedeutung der Akklimatisierung von Remontetieren gegenüber enterischen Krankheitserregern, die im Betrieb zirkulieren, darf bei der Planung eines Akklimatisierungsprogramms für Jungsauen nicht vergessen werden. Die Ziele des Akklimatisierungsprozesses beinhalten in diesem Fall den Kontakt der künftigen Sauen mit der pathogenen Mikroflora, die im Betrieb vorhanden ist, und die Gewährleistung der adäquaten Konzentration spezifischer Antikörper bei der Geburt, um die Jungtiere in der Laktationsperiode vor Darmerkrankungen zu schützen.

Wie bei jedem Akklimatisierungsprozess wäre es am ratsamten, den natürlichen Kontakt und Impfungen miteinander zu kombinieren. Wenn es allerdings um enterische Krankheitserreger geht, hängt die aktive Immunantwort von der Produktion von Antikörpern auf mukosaler Ebene ab und dies ist der Grund, warum die wirksamsten Impfstoffe (wie z. B. der Impfstoff gegen Lawsonia intracellularis) auf oralem Weg zu verabreichen sind. Abgesehen vom Impfstoff gegen E.Coli, Clostridium, Lawsonia und von autogenen Impfstoffen gibt es nicht viele auf dem Markt erhältliche Möglichkeiten der Immunprophylaxe.

Bei der Akklimatisierung von Jungsauen kamen häufig der natürliche Kontakt oder die Verfütterung einer Kontaktsuppe zum Einsatz. Obwohl das Phänomen der Verfütterung der Kontaktsuppe wissenschaftlich nicht belegt ist, hat sich diese Methode bei richtiger Anwendung (ausreichende Exposition) zur Bekämpfung bestimmter Darmerkrankungen bewährt, bei denen die durch einen Impfstoff herbeigeführte Immunität nicht ausreicht oder nicht besteht (TGE, Rotaviren etc.).

Bei der Verfütterung einer Kontaktsuppe sind drei wesentliche Punkte zu berücksichtigen:

Einsatz von Kontaktsuppe für Remontetiere

  1. Bestimmte Bakterien sind imstande schnell Toxine zu produzieren und einige Krankheitserreger können vernichtet werden und im Laufe der Zeit ihre immunogenen Eigenschaften verlieren. Benutzen Sie „frisches“ Material oder frieren sie es ein.

  2. Verabreichen Sie die Kontaktsuppe mehrere Male und ständig. Sorgen Sie dafür, dass sich die Tiere akklimatisiert haben, d. h. unterbrechen Sie die Verabreichung zur rechten Zeit, um zu vermeiden, dass die Tiere bei der Aufnahme in die Abferkelbucht Krankheitserreger ausscheiden. Die Benutzung dieser Methode wird während der Akklimatisierung und vor dem Abferkeln dringend empfohlen.

  3. Analysieren Sie das Material (Proben können für die anschließende Analyse eingefroren werden) um zu wissen, was man den Tieren verabreicht. Der Einsatz dieses Systems zur Immunisierung gegen Clostridium oder Rotaviren ist nutzlos, wenn der Krankheitserreger oder Stamm im Betrieb nicht vorkommt. Die Exposition muss beim Remontierungsprozess ständig erfolgen (z. B. ist im Fall von PED die Anzahl der Tiere, die mit einer einzigen Dosis geimpft werden, wichtiger als die Verabreichung mehrerer Dosen mit jeweils geringen Virusmengen).

    Bei einigen Krankheitserregern wie z. B. E. coli oder Clostridium kann der folgende zusätzliche Einsatz eines Bakteriums (durch Kontaktsuppe) gut als Auffrischungsimpfung funktionieren.

    Es ist sehr wichtig festzustellen, ob man dieses Verfahren einsetzen sollte oder nicht. Benutzen Sie es nicht bei Ausbrüchen von PRRS oder in Betrieben mit Schweinedysenterie.

     

    Beispiel eines Programms zur Verfütterung von Kontaktsuppe bei der Remontierung

    Zu entnehmendes Material

    Kot von Jungsauen im Abferkelstall (1 bis 3 Tage nach dem Abferkeln).
    Kot von den Ferkeln mit Diarrhö oder Darminhalt der Ferkel, die am Tag der Probenahme gestorben sind. Zur Entnahme von diarrhealem Kot aus den Abferkelställen kann saugfähiges Papier (wie z. B. Küchenpapier) oder ein Wischlappen benutzt werden. Bei akuten Durchfallerkrankungen reicht es, einfach nur den Bauch der Ferkel zu drücken, um eine bestimmte Menge Material zu erhalten. Dieses Material wird dann (nach Möglichkeit) in ungechlortem  Wasser gelöst. Beachten Sie bitte, dass Trockenmittel, die möglicherweise im Abferkelstall benutzt wurden, die Lebensfähigkeit der Mikroorganismen beeinträchtigen können.

Saugferkel mit Diarrhö

Vorbereitung des Materials

Einsatzbereite Kontaktsuppe

 

Verfütterung der Kontaktsuppe

 

Kontaktsuppe von Remontetieren vor dem Abferkeln

Material und Zubereitung

Verabreichung

Tabelle 1: Eigenschaften der Kontaktsuppe je nach benutztem Material.

  Ausstattungskosten Erforderliche Zeit Handhabung Effektivität
Gefrorenes Material   + ++ ++ ++
Flüssigfutterspender ++ + +++ +++
Wasserdosierer +++ + +++ +++
Spray + +++ + +